Eine Raftingtour auf der Etsch ist nicht nur ein Abenteuer, sondern die beste Möglichkeit, um Verona aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen und die Geschichte des Flusses Etsch und dessen Bedeutung für die Stadt und deren Umgebung kennenzulernen. Seit jeher stellt die Etsch für die Menschen, die an ihren Ufern leb en, eine grundlegende Ressource aber auch eine Gefahr dar. So kam es im Laufe der Zeit zu verheerenden Überschwemmungen, wodurch sich Überfluß und Hungersnot abwechselten.
Mythen und Legenden verleihen dem Fluß eine mysteriöse Aura: So erzählt man zum Beispiel von einer Bestie, halb Frau, halb Schlange, die zwischen Roverchiaretta und Bonavigo lebte und Kinder, die allein am Ufer des Flusses herumschlenderten, verzehrte. Der Mythus von Carpanea erzählt von einer legendären Stadt mit sieben Mauern und 100 Türmen, die zwischen den Flüssen Etsch und Tartar lag und plötzlich im Wasser verschwand.
Die unter der Habsburgermonarchie im 19. Jahrhundert durchgeführten Regulierungs- und Begradigungsarbeiten am Fluß trugen dazu bei, den mächtigen Wasserlauf zu zähmen und ihn für die Bewohner der Ufergebiete sicherer zu machen. Dabei wurde jedoch die Morphologie des Flusses wesentlich verändert: Das Ausmaß des Flussbettes wurde in einigen Abschnitten bis auf 70 Prozent reduziert, so dass kleinere grüne Inseln, Nebenkanäle, Sandbänke, Sumpfgebiete und Flußschlingen verschwanden. Die Regulierung des Flusses mit dem Bau von hohen Mauerwerken und Brücken hat die städtebauliche Entwicklung von Verona begleitet und bestimmt.
Rafting ist auf verschiedenen Flussabschnitten möglich. Wir empfehlen eine Raftingtour durch die Altstadt von Verona, bei der Sie Kirchen und prunkvolle Paläste, Stadtmauern und Festungen sowie das römische Theater bewundern können. Vor allem aber werden Sie feststellen, wie eng diese Stadt und der Fluss, der sie durchquert, miteinander verbunden sind. Insbesondere können Sie die verschiedenen Stadtteile beobachten, in denen vom Mittelalter an unterschiedliche Handwerksberufe ausgeübt wurden und die Flusswirtschaft blühte.
Die Etsch war ein sicherer und schneller Kommunikationsweg zwischen den nordeuropäischen Ländern und den Mittelmeerländern, die im Hafen von Venedig den Bestimmungsort ihrer Waren hatten. Die Gondelführer transportierten die Waren mit ihren traditionellen Flussbooten mit flachem Boden, die abschnittsweise von Fuhrleuten und deren Pferden gezogen wurden.
Aus dem Trentino belieferten die Flößer mit ihren mit Holz beladenen Flößen die Handwerker der Stadt und fuhren anschließend bis nach Venedig. Während der Fahrt tasteten sie den Flussboden mit langen Pfählen ab, vor allem wenn sie an Felsen oder Sandbänken vorbeikamen. In Verona war der wichtigste Anlegeort Isolo. Hier gab es zahlreiche Sägewerke und Holzhandlungen sowie Bootsbauer. Zum Bauen und Reparieren der Boote benutzten Sie Fichten- und Lärchenbretter für den Boden, Eichenbretter für das Innere.
In unmittelbarer Nähe der Brücke Ponte Pietra sammelten die sogenannten Sandsammler den Flußsand zur Herstellung von Mörtel für die Bauwirtschaft oder für die Marmorsteinmetzen, die damit ihre Marmorplatten polierten. Ab dem 10. Jahrhundert – so wird es von einem alten Dokument belegt – benutzten die Müller das Flußwasser, um ihre Mühlen anzutreiben und Mehl zu mahlen.
Am Ufer des Flusses traf man nicht selten Wäscher an, die mit ihrem Karren die schmutzige Wäsche zum Fluß führten und dort waschten.